Teil 6: Äquatorüberquerung - Manta/Ecuador - Rio Guayas und Guayanquil/Ecuador - Kreuzen auf dem Pazifik (Tag 14-17)


Freitag 20. Januar 2017

 

- Seetag -

Jo iss denn haid schon Fasching ? 🤡😱👺👻☠

Jedenfalls sind heute offensichtlich die Narren los, hier drehen gerade wohl alle frei. Volksfeststimmung auf den Decks um die Kopernikus Bar. Was geht denn hier ab? Wie verrückt ist denn das? Große Teile der Crew sind übel verkleidet, Neptun, Ungeheuer, Piraten und sogar Nonnen ziehen mit großem Radau über das Schiff.

Des Rätsels Losung: Äquatortaufe. Die MS Artania wird ja in Kürze den Äquator überqueren, und da ist es unter Seemännern und -Frauen der Brauch, dass diejenigen die diesen zum ersten Mal überqueren getauft werden müssen.

Daraus machen die auf so einem Kreuzfahrtschiff natürlich eine große Show mit viel Tammtamm großen Reeden, lauter Musik und viele Kostüme. Mittendrin rennen die drei Kamerateams von "verrückt nach Meer" herum und vermasselm mir bessere Fotos. Für die sind das natürlich tolle Szenen bei hervorragendem Wetter und vollen Zuschauerrängen.

Nachdem Neptun und sein Gefolge mit der Schiffsleitung einige Gemeinheiten ausgetauscht haben erhält Kapitän Mühlebach den Schlüssel zur Südhalbkugel und die Erlaubnis zu passieren.

Unter großem Gejohle werden die Protagonisten der Serie mit grünem und blauem Glibber eingerieben, müssen einen toten Fisch küssen, gräßlichen Schnaps saufen und anschließend in den kleinen Pool springen. Danach sind die Gäste dran, und wir staunen wie viele der alten Damen und Herren den Unsinn mitmachen, na ja wenns Spaß macht. Vielleicht können wir sie ja kommendes Jahr im Fernsehen sehen.  Aber lustig finden wir die Veranstaltung allemal.

Wir haben uns gut amusiert bei dem bunten Treiben am Nachmittag. Während dessen zieht die Artania weiter ihre Bahn durch den stillen Ozean. Ja, so wird der Pazifik auch genannt - und wir haben wirklich kaum Wellengang und relativ wenig Wind. Auch ohne bei der Taufparty aktiv mitzumachen erhalten wir unsere Urkunden der Äquatorüberquerung.    0°0'0''S   80°56'54"W


Samstag 21. Januar 2017

 

Wir sind früh in Manta eingelaufen. Das ist mit 220.000 Einwohnern eine mittlere Stadt in Ecuador, allerdings nicht die Hauptstadt, die ist Quito und liegt hoch im gebirgigen Inland. Manta ist Zentrum der pazifischen Thunfisch Flotten. Unzählige Fangschiffe sehen wir vor dem Hafen oder bei der Aus- und Einfahrt. Jedes Jahr werden hier über 100.000 Tonnen Thunfisch angelandet und hauptsächlich zu Dosenthunfisch verarbeitet. Diese Fische stehen alle auf der roten Liste, vor allem der Gelbflossenthunfisch - trotzdem werden hier Unmengen davon gefangen. Fast übersehen: Die "Black Watch" ist auch wieder da 😀

Bei Manta war vor einem kmappen Jahr, genau am 16. April 2016  auch das Epizentrum eines verheerenden Erdbebens mit der Stärke 7,8. Weite Teile der Stadt wurden verwüstet oder beschädigt. Über 650 Tote und fast 28.000 Verletzte waren zu beklagen. Auch die Hafenanlagen wurden stark in Mitleidenschaft gezogen. Heute ist der meiste Schutt abgetragen aber überall in der Stadt sind noch viele Schäden zu sehen. Hier hat es mal wieder viele der Ärmsten ganz übel getroffen.

Wir verlassen die Stadt Richtung Süden, der Niesel hört auch so langsam auf und wir fahren nach etwa 30 Minuten durch ein kleines Dorf an einen schönen weitläufigen Strand. Die Fischerboote sind schön aufgereiht, und das Restaurant erwartet Besucher. Aber nicht uns - das sieht mir drinnen dann doch einigermaßen verwegen aus. Ganz weit geht der Blick über die verwitterten Reste eines Vulkankraters und im Wasser treiben die Jungs und junge Erwachsene mit ihren Surfbrettern und warten auf die ultimative Welle.

Conny gefällt der Strand auch sehr gut. Die Stelle die mit Pfosten und Band abgesichert ist, darunter befindet sich das Gelege einer Meeresschildkröte. Dies dient dem Schutz, damit das keine kaputt trampelt. Schildkröten sehen wir keine, aber dafür zahlreiche Pelikane die im Tiefflug über das Wasser gleiten und nach Fischen Ausschau halten. Ich werde gar nicht mehr fertig mit dem Knippsen.

Na los müssen wir, hinauf in das Küstengebirge. Dort steht ein Besuch in der "Pacoche Lodge" an. Das wurde uns als Höhepunkt verkauft. War aber vom Preis/Leistungsverhältnis ein echter Reinfall. Keine Weiterempfehlung. Recht nett die Wanderung durch den Nebelwald, nicht ganz uninteressant zu sehen wie Panamahüte gemacht werden (die kommen aber eigentlich aus Guyanquil). Das mit dem Zuckerrohr hatten wir schon, hier dann halt mit Esel. Sonst ist die "Lodge" recht öde und klein. Von dem Geld das wir gezahlt haben wird anscheinend nur die Agentur vor Ort reich. Bei den Einheimischen die das Ding betreiben scheint kaum etwas an zu kommen.

 

Zurück geht es dann wieder vorbei an kleinen Dörfchen nach Manta. Überall können wir noch die Spuren des großen Bebens verfolgen. In der Stadt sind ganze Viertel an den Hängen abgerutscht und zerstört.

Wir sind wieder auf der Artania zurück, der Himmel ist zwar bedeckt aber die Temperaturen liegen bei knapp 30 Grad. Genau richtig ein schönes kühles Bitburger zu zischen.

Das war heute nicht so wirklich eine schöne Tour, abgesehen vom herrlichen Strand war es etwas enttäuschend. Na ja, das wird das einzige Mal so sein.

Bedrückt sind wir aber von den unübersehbaren Schäden die hier überall ins Auge fallen. Da hat das Erdbeben mächtig eingeschlagen. Wieder einmal erfahren wir, dass es deutlich anders ist etwas vor Ort zu erleben oder im Sessel Nachrichten zu schauen.

Heute Abend sind wir dann zum Ersten Mal in der Show Longue, es ist Crew Show. Die ist richtig super, es ist beeindruckend engagiert und mit Herzblut wie die Damen und Herren ihre Aufführungen präsentieren. Wir haben eine schöne Veranstaltung erlebt, und nehmen dann an der Phönix Bar noch einen kleinen Absacker bevor wir auf Kabine gehen und zufrieden einschlafen. Über die Nacht fährt unser Schiff dann dach Guyaquil, ebenfalls in Ecuador.


Sonntag 22. Januar 2017

 

Was ist das denn für ein irrer Anblick? Heute haben wir mal schön lange ausgeschlafen, als wir aufwachen überrascht uns dieser Ausblick aus dem Fenster.

Guayaquil unser heutiger Zielort befindet sich nicht direkt am Meer sondern an dem Fluß Guayas, daher der Name. Die Artania muss also etwa 60 km flußaufwärts fahren. Beim Blick über den Fluß fühlt man sich fast wie auf dem Amazonas. (also nur fast, der ist 1. auf der gegenüberliegenden Seite dieses Kontinentes und 2. um ein vielfaches größer)

Trotzdem, sehr beeindruckend wie wir über das tiefblaue Wasser durch den Dschungel gleiten.

Dass diese Tour nicht so ganz unproblematisch ist wie es scheint erklärt uns dann auch gleich Kapitän Mühlebach über Bordlautsprecher. Auf dem rechten Bild seht ihr gut die normale Wasserlinie. Aufgrund der geringen Niederschläge in den letzten Monaten führt der Guayas viel zu wenig Wasser, da fehlen über 2 Meter. Unter dem Kiel hat unser Kahn manchmal nur noch 1 m "Luft" und Sandbänke sind schon zu sehen. Etwas heikel das Ganze, aber wir fahren unter Lotsenbegleitung weiter. Kapitän Hansen hat vor 3 Jahren mal die Artania auf dem Amazonas festgefahren, da hing die dann über einen Tag im Schlick - war sicher kein großer Spaß für alle Beteiligten.

Begleitet werden wir auf jeder Seite von einem Schlepper, die sollen uns beim Manövrieren unterstützen falls Grundberührung erfolgt. Brauchen die aber zum Glück nicht.

Wie oft in kleinen Häfen gibt es kein Kreuzfahrtterminal sondern die Schiffe laufen den Containerhafen an. Ist aber o.k. nur die großen Containerhäfen machen störenden Krach. Als wir an der Pier festmachen begrüßen uns schon einheimische Künstler die mit Trommeln, Trompeten und südamerikanischen Tänzen eine tolle Willkommensshow für uns bereit halten.

Vielleicht kann man es auf dem Foto erkennen: Der Waserstand ist so niedrig, dass die Gangway leicht bergauf angebracht werden muss. Das ist so natürlich nicht vorgesehen, und die Crew braucht fast 45 Minuten bis das Ding zur Benutzung vom Sicherheitsoffizier freigegeben werden kann.

Guayaquil ist mit knapp 2,3 Mio. Einwohnern die mit Abstand größte Stadt in Ecuador, erheblich größer als die Hauptstadt Quito. Hier wurden die ersten Freiheitskämpfe gegen die Spanier geführt, und hier wurde auch die Unabhängigkeit Ecuadors ausgerufen.

Wir werden mit Bussen  die paar Kilometer in das Zentrum gebracht. Die Fahrt führt uns durch teils recht elende Viertel, teils durch eingezäunte und bewachte Wohnanlagen der Mittel- und Oberschicht.

Wir laufen an der sonnigen Corniche entlang vorbei an zahlreichen originalgetreu restaurierten historischen Gebäuden und fast noch mehr Polizei. Alles wird bewacht und beschützt, in wenigen Wochen finden Präsidentenwahlen statt. Und das mit dem Wahlkampf hat hier noch seine ursprüngliche Bedeutung 😅. Gar nicht so einfach ein Bild ohne Uniformträger zu machen. Natürlich werden wir auch in das Nationalmuseeum geführt - aber das ist eher was für die Eingeborenen - wir finden da wenig Interessantes für uns, es wird halt die Geschichte der Befreiung zelebriert. Kurios das Auto vom 1. Präsidenten zum Beispiel oder die uralten Schrumpfköpfe irgendwelcher Dschungelindianer.

Schön in einem kleinen Park gelegen befindet sich der Dom von Guayaquil. Drumherum unzählige Händler und Straßenverkäufer die alles Mögliche feilbieten. Lustig was hier so los ist.

Conny ist plötzlich gar nicht mehr so begeistert von diesem Park, sie entdeckt einen etwa 50 cm goßen grünen Leguan 😱. Und dabei bleibt es nicht, dutzende von den lieben teils recht bunten Tierchen bevölkern den Park und werden von den Dombesuchern fett gefüttert.

Die Suche nach dem Bus für die Rückfahrt gestaltet sich ein wenig schwierig, aber irgendwann haben wir ihn. Dann geht es vorbei an dicht bebauten Hügeln mit bunten Häusern und an großen Parks.

Zurück auf der MS Artania erleben wir dann das letzte Ablegemanöver unserer Reise. Die "Grand Lady" gleitet bei untergehender Sonne langsam Richtung Pazifik. Anlässlich der letzten Ausfahrt genehmigen wir uns ausnahmsweise einmal ein Gläschen Sekt 😉 und prosten uns bei der Fahrt auf dem Guayas zu. Wir erleben eine tolle Abendstimmung auf dem Fluss mit warmem Licht und irren Eindrücken (unter anderem "Nebensonne" - ja so heißt das). Schaut euch die Bilder an, ich denke diese werden vielen sehr gefallen. Mit einem Bild zur "blauen Stunde" verabschieden wir uns für heute.


Montag 23. Januar 2017

 

- Seetag-

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